Wohnbau als elementares Integrationselement
„Wie dürfen wir, wie sollen wir bauen, um Integrationsbereitschaft zu schützen, zu unterstützen und zu fördern – und nicht neue Barrieren aufzubauen?
Die private Wohnungsmiete für Flüchtlinge durch die öffentliche Hand reicht nicht aus, um den neu dazukommenden Wohnbedarf zu decken. In großer Zahl freistehende Wohnungen können nicht und auch nicht mit der notwendigen Geschwindigkeit den Wohnungswerbern zur Verfügung gestellt werden. Auch wenn weiter mit Nachdruck versucht werden muss, viele dieser Wohnungen für den Wohnungsmarkt zu gewinnen: Neuer Wohnbau ist notwendig.
Bauen, das Errichten von Wohnungen, gehört selbst zu den elementaren Integrationselementen. Wie wir bauen, entscheidet wesentlich mit, ob Integration gelingen kann. Der Bauprozess selbst muss von Anfang an in die Integrationskonzepte einbezogen werden. Integration förderndes Bauen muss trotz großen Wohnungsbedarfes klein-maßstäblich gedacht werden und sich zur Implementierung in die klein-strukturierten Gemeindelandschaften in Vorarlberg eignen.“
Ausgehend von diesen Thesen gestaltete DI Andreas Postner am 4. November in der 4KB einen mehrstündigen Workshop in der Reihe „technik bewegt“. Ausgehend von den Zimmern der Jugendlichen wurde über die Frage diskutiert, wie viel Wohnraum ihnen zur Verfügung steht und in welchem Verhältnis dies zu den Bauvorhaben für Flüchtlinge steht.
Das Architektentrio Andreas Postner, Konrad Duelli und Hermann Kaufmann hat hierfür das Modell „transfer wohnraum vorarlberg“ entwickelt, das vorsieht, jeweils an zwei von der Diözese bereitgestellten Orten in Gemeinden neuen Wohnraum zu schaffen. Neben Häusern für Flüchtlinge entstehen solche für Ortsansässige. In beiden Fällen handelt es sich um leistbaren Wohnraum, der entsprechend der Ressourcen vor Ort und angesichts der drängenden Fertigstellung in Holz errichtet werden soll. Dies ermöglicht es den Flüchtlingen, bei der Fertigstellung selbst Hand anlegen zu können.
Im Rahmen des Workshops wurden diese Anlagen in Papier gefertigt, die Grundrisse in ihrer modularen Funktionalität erläutert und architektonische Entscheidungen besprochen. Am Ende hatten jede Schülerin und jeder Schüler ein Modell eines zweigeschossigen Hauses in Händen, das in Zukunft in zahlreichen Gemeinden Vorarlbergs zu sehen sein wird.
Dass die 4KB während des Workshops Besuch von unbegleiteten Flüchtlingen erhielt, die von nun an regelmäßig ans BG Bludenz kommen werden, führte die Relevanz solcher Projekte vor Augen. Unser herzlicher Dank gilt DI Andreas Postner, der uns durch sein Engagement, aber auch durch den reflektierten Ansatz seiner Bauvorhaben nachhaltig beeindruckt hat.
Prof. Barbara Winkler